Dicht gedrängt saßen die Besucher der Mediathek Gundelfingen, als Helmut Gall in einer Lesung am 6. Juli sein Buch „Mann Gottes, was nun ?“ vorstellte. Mit dem Untertitel „Der Zölibat: Lebenserfahrungen und Zukunftsperspektiven“ erschien das Buch als Band neun der „Rombach Biographien“, herausgegeben von Sabine Frigge, die den Autor begrüßte und ihm für seinen Mut dankte, sein Leben aufzuschreiben.
Helmut Gall lebt in Denzlingen bei Freiburg, studierte Theologie, Deutsch und Politik und unterrichtete 30 Jahre am Erasmus-Gymnasium seins Wohnortes.
In seiner Biografie beschreibt er die Höhen und Tiefen seines Lebens, beschreibt er die Geschichte seiner großen katholischen Familie, 1942 wurde er geboren, sein Vater überlebte den zweiten Weltkrieg.
Helmut Gall wuchs in Philippsburg auf, lebte als Schüler in einem katholischen Internat. Die Begegnungen mit seinen Lehrern, Erziehern ließen den Wunsch wachsen, Priester zu werden. Er studierte Theologie und wurde zum Priester geweiht. In seinem Buch zieht sich wie ein roter Faden die persönliche Auseinandersetzung mit der Verpflichtung des Priesters zum Zölibat. Sieben Jahre war Helmut Gall als Seelsorger tätig, als er sich laisieren ließ, um eine ehemalige Ordensschwester zu heiraten. „Schwerpunkt meiner Ausführungen ist ein uneingeschränktes Plädoyer für ein Priestertum, das auch ohne Zölibat möglich sein muss“, so der Autor, der von sich sagt, dass er im Innersten seines Herzens bis heute Priester geblieben sei und die katholische Kirche als seine Heimat bezeichnet.
Zum Schluss erinnert Gall an die großen historischen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit. Der Erzfeind Frankreich wurde ein Freund der Deutschen, der Kalte Krieg zwischen Ost und West ging zu Ende, die Mauer brach und immer sorgten Volksaufstände für die politischen Änderungen. Auch das Kirchenvolk könnte daraus etwas lernen.
Helmut Gall liest klar und lebhaft Passagen aus seinem Buch. Theologische Betrachtungen werden immer wieder von kleinen persönlichen Anekdoten ergänzt, sehr berührende Abschnitte wechseln mit humorvollen oder spannenden Berichten. Es ist ein sehr persönliches und ehrliches Buch eines tiefgläubigen Menschen.
Nach der Lesung schloss sich eine Diskussion unter der Leitung von Klaus Zimmermann an. Bei einem Glas Wein trafen sich die Besucher weiter zu interessanten Gesprächen.
Bericht: Roselore Herrmann